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Nutzen statt Abregeln: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck besucht Pilotinstallation für Stromwärme von Vonovia und decarbon1ze in Berlin


15.07.2024

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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck besuchte heute ein Mehrfamilienhaus des Wohnungsunternehmens Vonovia, um sich davon zu überzeugen, wie der Einbau von Tauchsiedern oder elektrischen Direktheizungen in die Warmwasserspeicher von Mehrfamilienhäusern zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung im Gebäudebestand beitragen kann. Sebastian Jung, Geschäftsführer Vonovia, erläuterte den Piloten. V. l.: Dr. Erik Landeck (CEO Stromnetz Berlin GmbH), Arwen Colell (CPO decarbon1ze), Stefan Kapferer (CEO 50 Hertz), Sebastian Jung (Geschäftsführer Vonovia), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, Knut Hechtfischer (CEO decarbon1ze), Stefan Ritter (Leiter Energie Vonovia).

  • Neue gesetzliche Grundlage schafft die Voraussetzungen, um in der Wärmeversorgung im Gebäudebestand sofort Emissionen und Kosten einzusparen
  • Stromzusatzheizungen im Wasserspeicher von Mehrfamilienhäusern werden gezielt zugeschaltet, um Netzengpässe und Abregelung zu vermeiden, nutzen „überschüssige“ erneuerbare Energie und reduzieren den Gasverbrauch
  • Der flexible Stromverbrauch wird individuell bilanziert und abgerechnet

Das neu eingeführte Gesetz zum „Nutzen statt Abregeln“ (§13k Energiewirtschaftsgesetz) ermöglicht den wirtschaftlichen Einsatz für Stromdirektheizungen in Wohngebäuden. Wie die Power-to-Heat-Lösung funktioniert - erneuerbar erzeugter Strom wird als warmes Wasser immer dann gespeichert, wenn er sonst abgeregelt werden müsste; Gas bleibt im Speicher und springt ein, wenn Grünstrom fehlt – davon überzeugte sich heute Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, bei einem Besuch eines Mehrfamilienhauses von Europas größtem Wohnungsunternehmen in Berlin. Das Wohnungsunternehmen Vonovia steigt mit dem Einbau von Tauchsiedern bzw. Stromdirektheizungen im Warmwasserspeicher von Mehrfamilienhäusern direkt in die Dekarbonisierung der Wärmebereitstellung im Gebäudebestand ein. Zusätzliche, flexible Stromverbraucher wie solche Stromzusatzheizungen kommen dann zum Einsatz, wenn aufgrund von überschüssigem Strom aus Wind- oder Photovoltaikanlagen diese abgeregelt werden müssten.

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck: „Die Idee der Stromzusatzheizungen zeigt, dass mehr Klimaschutz im Gebäudebestand auch mit kleinen und kostengünstigen Schritten möglich ist. Den richtigen regulatorischen Rahmen dafür haben wir jetzt mit dem Instrument ,Nutzen statt Abregeln‘ geschaffen. Nutzen statt abregeln heißt, dass überschüssiger erneuerbarer Strom sinnvoll und wertschöpfend in Transformationstechnologien genutzt wird, statt abgeregelt zu werden. Das Instrument wird im Oktober in die Erprobungsphase starten, wir sind gespannt, wie es sich bewährt.“

Die Tauchsieder mit eigener Zähl- und Steuerungseinheit wurden von Vonovia gemeinsam mit dem Energiewende Start-up decarbon1ze zunächst in Berlin eingebaut und erprobt. Seit dem Inkrafttreten des neuen Gesetzes zum „Nutzen statt Abregeln“ (§13k Energiewirtschaftsgesetz im Dezember 2023) bestehen verlässliche Rahmenbedingungen, auf deren Grundlage ab Oktober 2024 eine zweijährige Erprobungsphase beginnt. Übertragungsnetzbetreiber haben dafür sogenannte Entlastungsregionen benannt, in denen zusätzliche flexible Stromverbraucher zum Einsatz kommen können. Die Nebenkosten des Strompreises werden erstattet, sodass es wirtschaftlich wird, Gas durch grünen Strom zu ersetzen. Vonovia und decarbon1ze streben an, sich mit dem Betrieb von Stromdirektheizungen in den Entlastungsregionen im Norden Deutschlands zu beteiligen.

„Wir haben einen verbindlichen Klimapfad – bis 2045 soll unser Gebäudebestand nahezu klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen wir auf praxisnahe und innovative Methoden. Wir freuen uns daher, dass uns das Energiewirtschaftsgesetz die langfristige Sicherheit gibt, eine gute Innovation für unseren Gebäudebestand wirtschaftlich nutzen zu können“, erklärt Rolf Buch, CEO der Vonovia SE. Die Kooperation mit decarbon1ze bezeichnet er als vielversprechend auf dem Weg zur Dekarbonisierung des Gebäudebestandes.

Bisher wäre beispielsweise in Entlastungsregionen in Schleswig-Holstein allein das Verteilnetzentgelt pro Kilowattstunde Strom teurer als der Gesamtpreis für eine Kilowattstunde Gas – auch dann, wenn der Strom sonst abgeregelt worden wäre. Unter den neuen Bedingungen profitieren Tauchsiederstromkundinnen direkt von sehr niedrigen Angebotspreisen an der Strombörse und Stromnebenkosten wie Netzentgelte werden kompensiert, sodass der Strompreis pro kWh erstmals mit dem Gaspreis konkurrieren kann. Somit können im Gebäudebestand sofort Emissionen und Energiekosten eingespart werden. Das Potential im Gebäudebestand ist groß. Etwa 10 TWh Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wurden 2023 abgeregelt. Überwiegend betrifft die Abregelung Windenergieanlagen im Norden Deutschlands. Rund 9,7 TWh flexibler Verbrauch könnten in der gleichen Region in etwa 1,7 Millionen Mehrfamilienhäusern durch Stromzusatzheizungen entstehen.

Damit zusätzliche elektrische Lasten entsprechend der gesetzlichen Anforderungen für „Nutzen satt Abregeln“ aktiviert werden, installiert decarbon1ze beim gemeinsamen Pilotprojekt Zähl- und Steuerungsmodule und setzt die Bilanzierung der flexiblen Last und die Nachweisführung um. Knut Hechtfischer, CEO von decarbon1ze, erläutert: „Mit unserer Technik ermöglichen wir die individuelle Adressierung und Bilanzierung der elektrischen Zusatzheizung. Der Tauchsieder ist der kosteneffektive Einstieg in die Dekarbonisierung im Mehrfamilienhausgebäudebestand, wenn Strom nicht mehr kostet als Gas. So können schneller mehr Menschen die Energiewende mitgestalten und wir kommen im Altbaubestand voran – auch da, wo wir noch keine Wärmepumpen einbauen können.“

Stefan Kapferer, Vorsitzender der Geschäftsführung von 50Hertz: „Die Flexibilisierung der Stromnachfrage ist ein unverzichtbarer Baustein der Energiewende. Wind und Sonne erzeugen zu bestimmten Zeiten mehr Strom, als genau zu diesen Erzeugungszeiten genutzt werden kann. Mit dem stark steigenden Ausbau der Erneuerbaren entstehen immer häufiger Überschüsse, die einerseits zu hohen Redispatchkosten und andererseits zu niedrigen bis negativen Börsenstrompreisen führen. Netzausbau, Speicher und Flexibilisierung des Stromverbrauchs müssen daher schneller vorankommen als bisher.“

Heute betrifft die Abregelung von erneuerbarer Stromerzeugung vor allem Windkraftanlagen. Mit dem schnellen Zubau von Solaranlagen entstehen jedoch schon bald auch auf der Verteilnetzebene zunehmend Situationen, in denen gezielt zuschaltbare Lasten den Sonnenstrom dann nutzen oder einspeichern sollten, wenn er im Überfluss erzeugt wird. Sonntagsmittags kann in den Sommermonaten eine Stromdirektheizung im Warmwasserspeicher deshalb auch für den Verteilnetzbetreiber eine Flexibilitätsoption anbieten und Haushalte mit Warmwasser versorgen.

Dazu erläutert Stromnetz-Berlin-Geschäftsführer Dr. Erik Landeck: „Stromnetz Berlin unterstützt bei der Erprobung der energiewirtschaftlichen und technischen Prozesse des Konzepts „Nutzen statt Abregeln“. Die Nutzung zusätzlicher flexibler Lasten bei hohem Angebot von Erneuerbaren Energien ist für das Gesamtenergiesystem sinnvoll. Die zuschaltbaren flexiblen Lasten sind jedoch überwiegend in den Verteilnetzen angeschlossen. Neben den positiven Effekten auf das Gesamtsystem muss also auch die Auslastung der Verteilnetze berücksichtigt werden. Es wäre nichts gewonnen, wenn das Verteilnetz in Zeiten hoher Auslastung – zum Beispiel in den Abendstunden – durch eine zeitgleiche Zuschaltung zusätzlicher Lasten überlastet werden würde. Es geht also um ein Gesamtoptimum. Um dies zu erreichen, bauen die Verteilnetzbetreiber die Stromnetze aus und verbessern gleichzeitig die kontinuierliche Erfassung des Netzzustandes – auch auf den unteren Spannungsebenen. Damit sehen wir was kommt und können reagieren!” 

Copyright: Vonovia/decarbon1ze/Kathrin Heller

15.07.2024


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Silke Hoock Nachhaltigkeit, (serieller) Neubau, Erneuerbare Energien, Fachkräfte
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